Traunstein, 19.01.2019, von Gregor Grichtmaier

Katastrophenalarm nach starkem Schneefall im Landkreis Traunstein

In der Spitze sind 36 Ortsverbände aus ganz Bayern in Reit im Winkl im Einsatz.

Die starken Schneefälle im Voralpenland, die in der ersten Januarwoche begannen, hielten auch die Helferinnen und Helfer im Landkreis Traunstein auf Trab. Begonnen mit mehreren Einsätzen auf der Autobahn und im Stadtgebiet Traunstein, wurde das Aufgabenspektrum des THWs im Landkreis immer umfangreicher.

Für die Helferinnen und Helfer der beiden Ortsverbände im Landkreis Traunstein, OV Traunstein und OV Traunreut, begann es mit einer allgemeinen Unwetterwarnung vor starkem Schneefall am Freitag, den 4. Januar. Der folgende Bericht erzählt aus der Sicht des OV Traunstein.

Schon am Tag vor der Unwetterwarnung musste die Unterkunft mit Schneefräse und Multilader freigeräumt werden, da wegen des vielen Schnees so gut wie kein Durchkommen mehr war. Anschließend bereiteten sich die Einsatzkräfte auf die kommenden Tage vor – so wurden u.a. Schneeketten aufgezogen, die draußen stehenden Anhänger von der Schneelast befreit und auch bei der gegenüberliegenden Feuerwehr mit angepackt, damit diese ebenfalls einsatzbereit bleiben konnten. Bereits jetzt stand die Führung des THW mit dem Landratsamt im engen Kontakt, um sich auf die kommenden Tage vorzubereiten.

Richtig los ging es dann am Samstag, den 5. Januar. Starker Schneefall und Rückreiseverkehr aufgrund des Ferienendes forderten das THW nach Anfrage der Polizei auf der Autobahn. Gemeinsam mit dem OV Berchtesgadener Land mussten Pannenfahrzeuge abgesichert und Unfallstellen gereinigt werden.

Auch am 6. Januar ging es auf der Autobahn weiter, da sowohl der Schneefall, als auch der Rückreiseverkehr immer noch sehr groß war. Dazu kamen Bäume, die aufgrund der starken Schneelast auf die Autobahn zu stürzen drohten. Aus diesem Grund stand neben dem normalem THV-Fahrzeug auch der Fachberater und GKW1 in Bereitschaft.

Am Abend kam dann noch eine Aufgabe in der Stadt Traunstein dazu - bei der Klosterkirche drohte ein zum Teil eingerissenes Baugerüst wegen der hohen Schneelast auf die Straße zu stürzen. Nachdem ein Baufachberater des OV Berchtesgadener Land das Gerüst begutachtete, entfernten Einsatzkräfte des OV Traunreut, zusammen mit den Kollegen der Feuerwehr das Sicherungsnetz des Gerüsts, um ein weiteres Einstürzen des Gerüsts zu verhindern. Der OV Traunstein, noch Großteils auf der Autobahn gebunden, übernahm die Verpflegung der an der Klosterkirche befindlichen Einsatzkräfte.

Siehe gesonderter Bericht

Weiter ging es am nächsten Tag, den 7. Januar – im Gemeindegebiet Siegsdorf war eine Starkstromleitung aufgrund der hohen Schneelast von der Stütze auf die Straße gefallen. Mehrere Häuser in den Gemeinden Siegsdorf und Ruhpolding waren zeitweise ohne Strom. Die Helferinnen und Helfer des OV Traunstein und Traunreut wurden hier alarmiert, um die Leitung in Zusammenarbeit mit Feuerwehr und den Mitarbeitern des Netzanbieters zu sichern.

In den folgenden Tagen herrschte für die Einsatzkräfte dann erhöhte Einsatzbereitschaft. Vor allem für die Führungskräfte gab es einiges zu tun, um die Situation weiter im Auge zu behalten. Ab Mittwoch, den 9. Januar war dann ständig eine Führungskraft des THW im Landratsamt vertreten, um zu beraten, sich mit den anderen Hilfsorganisationen abzusprechen, die Einsatzmöglichkeiten des THW aufzuzeigen und die Lage mit zu koordinieren.

Am Donnerstag, den 10. Januar wurde dann der Katastrophenalarm in Traunstein ausgerufen. Einen Tag darauf ging es auch für die Helferinnen und Helfer des OV Traunstein weiter, nämlich zuerst nach Übersee, wo Ortsverbände aus ganz Bayern gesammelt wurden, um anschließend nach Reit im Winkl zu fahren. Reit im Winkl sollte dann das Einsatzgebiet für die nächsten neun Tage sein.

Ebenfalls für die nächsten neun Tage lag nun der Meldekopf zur Koordinierung der eintreffenden Einsatzkräfte und die Einsatzleitung THW beim OV Traunstein. Diese hatte bis zum Eintreffen der Fachgruppe Führung/Kommunikation einiges zu tun, so begann jeder Tag um sieben Uhr an der Koordinierungsstelle und dauerte, bis die letzten Einsatzkräfte nach Einbruch der Dunkelheit in ihre Unterkünfte bzw. Schlafstätten vor Ort angekommen waren.

Im gesamten Gemeindegebiet von Reit in Winkl mussten Dächer von Schnee befreit und Straßen und Hydranten freigeräumt werden. Die oberste Priorität hatten anfangs alle öffentlichen Gebäude wie Schulen, Turnhallen oder Elektrizitätseinrichtung. In den ersten drei Tagen nach Ausrufen des Katastrophenalarms waren zwischen 150 und 190 Helferinnen und Helfer aus ganz Bayern in Reit im Winkl im Einsatz. Bereits jetzt war klar, dass der Einsatz noch sehr viel länger gehen würde.

Am Montagmorgen des 14. Januar wurden weitere Einsatzkräfte, auch von anderen Hilfsorganisationen, aus ganz Bayern in Übersee gesammelt. Diese wurden dann in die von Schnee stark betroffenen Gebiete koordiniert. Für alle THW Einsatzkräfte ging es ausschließlich wieder nach Reit in Winkl. Inzwischen konnten auch private Hauseigentümer auf die Einsatzkräfte im Ort mit Hilfe eines eigens eingerichteten Bürger Telefons zurückgreifen.

Am Mittwoch, den 16. Januar wurden neben anderen Hilfsorganisationen auch mehrere MTWs des THW nach Schleching alarmiert – hier drohte eine Lawine abzugehen und den Nebenort Raiten unter sich zu begraben. Aus Sicherheitsgründen wurde der gesamte Nebenort evakuiert. Das THW übernahm hier Transport- und Beleuchtungsaufgaben.

Am Donnerstag, den 17. Januar kam dann noch ein weiteres großes Gebiet, die Winklmoos-Alm dazu. Das weitläufiges Almgebiet auf ca. 1170 Meter Höhe war so massiv vom Schneefall betroffen, dass die Besitzer bereits zum Teil zum zweiten Mal ihre Dächer geräumt hatten, ehe das THW hier zur Unterstützung eintraf. Obwohl die Besitzer dort oben mit großen Schneemassen wussten umzugehen, lag dieses Mal selbst dort eine außergewöhnliche Situation vor. Die meisten Helferinnen und Helfer durften mit der Gondel zum Einsatzort fahren, da nur wenige Fahrzeuge mit Schneeketten die Passstraße nutzen konnten. Inzwischen war auch die Die Fachgruppe Führung/Kommunikation aus Kempten eingetroffen, um die Einsatzleitung vor Ort zu unterstützen.

Aufgrund der örtlichen Lage des Ortsverbandes übernahm das THW Traunstein zusätzlich Fahr- und Shuttledienste für Mensch, Material, Essen,... innerhalb des Landkreises. Auch die LuK in der Unterkunft hatte einiges zu tun, um die draußen befindlichen Einsatzkräfte optimal zu koordinieren und alles Verwaltungstechnische abzuarbeiten.

Der Katastrophenalarm im Landkreis Traunstein wurde in der Nacht von Freitag auf Samstag wieder aufgehoben. Bis zum offiziellen Einsatzende am Samstagabend waren dann noch die Führung des THW und ca. 60 Helferinnen und Helfer aus drei Ortsverbänden THW im Einsatz. Alle externen Einsatzkräfte machten sich bereits am Abend davor wieder auf den Weg in Ihre Heimat-OVs. Auf die Einsatzleitung sollte in den kommenden Tagen noch viel Nachbereitung zukommen.

Die kritische Lage im Katastrophengebiet zeigte sich durch den Einsatz von über 1.500 Einsatzkräften des THW, welche aus 36 Ortsverbänden aus ganz Bayern zur Hilfe kamen. Die Zusammenarbeit, sowohl zwischen den einzelnen Ortsverbänden, als auch zwischen den anderen Hilfsorganisationen verlief sehr gut. Nach über einer Woche im Einsatz, konnten die Helfer ihre Arbeit erfolgreich beenden und stolz auf das Geleistete sein. Deswegen gilt unser Dankeschön allen uns tatkräftig zur Seite stehenden Helfern.

Im Landkreis Traunstein eingesetzte Ortsverbände:

Traunstein, Traunreut, Amberg, Ansbach, Augsburg, Bad Staffelstein, Baiersdorf, Bamberg, Deggendorf, Donauwörth, Feuchtwangen, Forchheim, Fürth, Gerolzhofen, Haßfurt, Karlstadt, Kempten, Kronach, Landshut, Lauf, Marktredwitz, Mellrichstadt, Miltenburg, Mühldorf, Neuburg, Neumarkt, Neunberg v. Wald, Nürnberg, Parsberg, Passau, Regensburg, Roding, Schwabach, Schwandorf, Sulzbach Rosenberg, Vilshofen


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